Mit dem Galaxy XR hat Samsung sein erstes eigenes Extended-Reality-Headset vorgestellt und damit offiziell die Welt der räumlichen Computer betreten. Gemeinsam mit Google und Qualcomm startet der Konzern in eine neue Produktkategorie, die reale und digitale Welten verschmelzen lässt. Das Ziel ist es, künstliche Intelligenz, Alltagsfunktionalität und immersive Technologie zu vereinen – und das zu einem Preis, der die Konkurrenz ins Schwitzen bringt.

Während Apples Vision Pro bislang als Referenz im Bereich „Spatial Computing“ galt, geht Samsung einen anderen Weg: offener, günstiger und stärker auf KI ausgerichtet.

XR statt VR – was ist der Unterschied?

Der Begriff XR steht für „Extended Reality” und beschreibt eine erweiterte Realität, bei der digitale Inhalte mit der physischen Umgebung verschmelzen. Im Gegensatz zur klassischen VR (Virtual Reality), bei der man vollständig in eine künstliche Welt eintaucht, ergänzt XR die reale Umgebung durch digitale Objekte.

Mithilfe von Kameras und Sensoren wird die Umgebung in Echtzeit erfasst, sodass virtuelle Fenster, 3D-Objekte oder Apps direkt in den eigenen Raum eingeblendet werden können. XR bildet somit den Oberbegriff für Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und Mixed Reality (MR) – also alles, was die Grenzen zwischen real und digital auflöst.

Design und Aufbau

Optisch erinnert das Galaxy XR deutlich an die Apple Vision Pro. Die Front besteht aus einer geschwungenen Glasfläche mit Kameras und Sensoren. Das Kopfband ist austauschbar und die Energieversorgung erfolgt über ein externes Batteriemodul. Im Gegensatz zu Apple setzt Samsung jedoch auf ein leichteres, ergonomischeres Design mit robusterem Materialeinsatz. Das Modell ist weniger luxuriös, dafür aber praxistauglicher.

Die Entscheidung, die Batterie auszulagern, sorgt für eine bessere Gewichtsverteilung, was vor allem bei längeren Sitzungen von Vorteil ist. Auch auf übertriebene Showeffekte wie das „Eye Display“ der Vision Pro verzichtet Samsung. Das Galaxy XR wirkt nüchterner und funktionaler und ist somit eher auf die alltägliche Nutzung ausgelegt.

Android XR und Gemini: das KI-Herz des Headsets

Das Headset läuft auf Android XR, einem neuen Betriebssystem, das gemeinsam mit Google entwickelt wurde. Es ist tief mit Googles Gemini-KI verknüpft, die als persönlicher Assistent agiert und Sprache, Gesten sowie Blickrichtung versteht.

Gemini kann Fragen beantworten, Informationen abrufen oder Aktionen direkt im System ausführen, ohne dass eine Menüführung erforderlich ist. In Kombination mit Samsungs eigener Hardware entsteht so ein multimodales System, das seine Nutzer auf intuitive Weise versteht und unterstützt.

Leistung und Technik

Das Galaxy XR wird von dem Qualcomm Snapdragon XR2+ Gen 2 angetrieben, dem aktuell leistungsstärksten Chip für Extended Reality. Er bietet rund 20 Prozent mehr CPU-Leistung und 15 Prozent mehr GPU-Takt als sein Vorgänger und liefert eine 4K-Auflösung pro Auge.

Das Headset ist mit Dual-4K-OLEDoS-Displays, hochpräzisem Eye- und Hand-Tracking, Passthrough-Kameras sowie räumlichem Audio ausgestattet. Das gesamte System arbeitet lokal auf dem Gerät, wodurch die Reaktionszeiten extrem niedrig bleiben und der Datenschutz verbessert wird.

Steuerung: per Hand, per Blick oder per Controller

Die Steuerung erfolgt vollständig über Handgesten, Sprache oder Blickrichtung, ganz ohne externe Controller.

Für Spiele oder Anwendungen, die eine höhere Präzision erfordern, bietet Samsung jedoch auch optionale 6-DoF-Controller an. Damit schließt das Unternehmen die Lücke zwischen dercontrollerfreien Bedienung von Apple und dem Gaming-orientierten Ansatz von Meta.

Nutzung und Inhalte

Samsung positioniert das Galaxy XR als All-in-one-Gerät für Arbeit, Unterhaltung und Kreativität.

YouTube, Netflix und Google Maps wurden für Android XR neu gestaltet und lassen sich in immersiven Umgebungen nutzen.

Mit Adobe Pulsar können Videos und 3D-Inhalte direkt im Raum bearbeitet werden. Gemini liefert als kreativer Co-Pilot stilistische Vorschläge oder übernimmt Aufgaben.

Auch Unternehmen sollen profitieren. So nutzt Medtronic XR für medizinisches Training, Mondelez testet Produktdesigns in virtuellen Supermärkten und Samsung Heavy Industries integriert XR in die Schiffsproduktion.

Preis, Release und Explorer Pack

Das Galaxy XR erscheint am 21. Oktober zunächst in den USA und Südkorea. Der Preis liegt bei 1.799 US-Dollar. Alternativ bietet Samsung ein monatliches Zahlungsmodell über 149 Dollar für zwölf Monate an.

Zum Verkaufsstart erhalten Käufer das Explorer Pack, das unter anderem 12 Monate Google AI Pro, YouTube Premium, YouTube TV, den NBA League Pass, die Entspannungs-App Calm sowie XR-optimierte Apps wie Adobe Pulsar und den interaktiven Film „Asteroid” enthält.

Vergleich der technischen Daten

Merkmal Samsung Galaxy XR Apple Vision Pro Meta Quest 3
Display Dual 4K OLEDoS Dual Micro-OLED (4K pro Auge) LCD (2064 × 2208 px pro Auge)
Chip Snapdragon XR2+ Gen 2 Apple M5 + R2 Snapdragon XR2 Gen 2
Auflösung 4K pro Auge 4K pro Auge ~2K pro Auge
Tracking Eye-Tracking, Hand-Tracking, Passthrough Eye- und Hand-Tracking Inside-Out + Controller
Steuerung Blick, Gesten, Sprache, optionale Controller Blick und Gesten Controller + Hand-Tracking
Audio Spatial Audio, integrierte Lautsprecher Spatial Audio Integrierte Lautsprecher
Betriebssystem Android XR + Google Gemini visionOS 2 Meta OS
Preis 1.799 USD 3.499 USD 499 USD
Verfügbarkeit USA & Südkorea ab 21. Oktober USA (seit 2024) Global verfügbar

Fazit

Das Samsung Galaxy XR ist kein Experiment, sondern ein ernstzunehmender Angriff auf Apple und Meta. Es kombiniert hohe technische Leistung, KI-Integration und ein offenes Ökosystem zu einem Preis, der die Einstiegshürde deutlich senkt.

Während Apple weiterhin auf ein geschlossenes System und eine absolute Premium-Ausrichtung setzt, verfolgt Samsung mit dem Galaxy XR eine pragmatischere Strategie: Das Smartphone ist erschwinglicher, offener und kompatibel mit Millionen Android-Apps. Dank Gemini ist es zudem intelligenter als je zuvor.

Mit dem Galaxy XR beginnt für Samsung eine neue Ära, in der Extended Reality nicht mehr nach Zukunft aussieht, sondern nach Gegenwart.


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